Freitag, 25. Januar 2013

Das ist doch geschmacklos

Jeder sollte es kennen. Man hört tagein tagaus das selbe Lied und findet es so toll, dass man es jedem aufzwingen will. Doch sobald ein anderer dieses Lied sich gezwungenermaßen anhört, kommen schon die ersten Meinungen über diesen ach so tollen Song, die dem Anderen überhaupt nicht passen."Der Song ist doof. Sowas tust du dir an? Sag mal, leidest du an Geschmacksverkalkung?" und so weiter, hört man dann. Ein anderes Beispiel wäre das Mittagessen in der Mensa. Anna hat ihr Rahmgeschnetzeltes auf dem Teller und mäkelt über ihre Pilze und Berta jammert indes über den Spinat, der angeblich nach Stinkesocken schmecken soll, aber eher nach Kuhstall riecht.
Kevin trägt gerne Rollkragenpullover, schunkelt zu Andrea Berg und schaut sich brünette Mädels im Internet an, während sein Kumpel Lars, stets mit Schlips und Kragen sich der Öffentlichkeit zeigt, aber in seiner Freizeit gerne seine gepflegten langen Haare zu Manowar schüttelt und nebenbei pinke Blondinen anbändelt. Dass die beiden überhaupt befreundet sind, ist selbst mir ein Rätsel, vielleicht mögen sie das gleiche Essen, oder teilen sich den Wohnraum in einer WG. Ist aber für den Text eher irrelevant.
Es geht um Geschmäcker, jeder hat seinen eigenen. Meistens tragen die Leute passend zu ihrem Musikgeschmack, entsprechende Kleidungsstücke, zumindest wenn die Leute noch jünger sind. Ein Opa in schwarzen Gothic-Klamotten wird sicherlich nur noch schmunzelnd angenommen, wenn überhaupt, aber die Vorstellung ist es wert. Ein junger Kerl mit großer Schirmmütze, tiefhängender Hose und ordentlich Bling-Bling um den Hals wird sicherlich nicht zu AC/DC abgehen, eher zu Snoop Dog, beziehungsweise Snoop Lion, denn er ist ja jetzt ein Löwe.
Stellt euch mal vor, jeder Mensch hätte den gleichen Geschmack.Es gibt jeden Tag zum Mittag Kartoffeln mit Rotkohl und einer Hähnchenkeule, bei jedem. Pilze isst auch keiner, denn die sind eh fast alle gifitg. Nur noch ein Dutzend Bands gibt es im Radio, denn jeder hört die gleiche Musik, wahrscheinlich ABBA, und das seit 30 Jahren oder noch viel länger. Dann gäbe es keinen Hiphop mehr und auch keine volkstümliche Musik. Festivals würde es nur noch ganz wenige geben, die immer die gleiche Musik spielen und die Plattenläden wären leer, oder gar nicht da.
Das Aussehen der Masse ändert sich auch komplett. Jeder, der etwas auf sein Aussehen gibt, hat die gleiche Frisur, wenn gefärbt, dann auch die gleiche Haarfarbe, ansonsten wachsen sie bei den Leuten einfach nur so, wie sie am Kopf hängen. Kleidungsauswahl wird es nicht mehr geben, da es nur noch einen Pullover und eine Hose zur Auswahl gibt, natürlich in verschiedenen Größen. Jeder Parkplatz sieht aus, wie eine Abstellfläche einer Autofirma, alle Wagen in grau und vom selben Typ.
Jeder, der jetzt käme und sagen will: "Das gefällt mir gar nicht." ist gar nicht da, weil er den selben Geschmack, wie die anderen Menschen hat. Man könnte diese Idee noch viel weiter aufziehen, aber wie weit wirkt sich der Geschmack auf weltwirtschaftliche Interessen, Skrupelosigkeit und Korruption aus? Würde nicht sogar jeder der gleichen Arbeit nachgehen? Denkt drüber nach.

Euer Wetterschaf

2 Kommentare

  1. Also neulich habe ich destilliertes Wasser getrunken; das war wirklich "geschmacklos". Aber ich liebe die Vielfalt der Geschmäcker gerade deshalb, weil sie mir ermöglicht, den einen oder die andere anzumachen, ob sie/er denn noch alle Messer im Schub hätte, dieses oder jenes gut zu finden. Da kommt man ins Gespräch, da wird's kommunikativ. Und wenn es gut läuft, kann sogar eine echte Feindschaft draus entstehen.

    ;=)

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  2. Darüber hab ich mir auch schon oft Gedanken gemacht. Zwar wird gemeckert, wenn jemandem etwas anderes gefällt, aber was wäre, wenn wir alle das Gleiche mögen würden? Fragen a la "Was magst du am liebsten?" würden gar nicht mehr existieren, jeder hätte am Nachmittag das Gleiche vor, gewisse Jobs würden einfach nicht gemacht werden.
    Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich manchmal über gewisse Geschmäcker aufrege, ist es doch gut, dass wir alle anders sind, oder?

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